oder: Was Du schon immer über AMIGA-Lizenz-Schallplatten wissen wolltest.

Joan Baez (1966)

AMIGA 840042
(1 Exemplar – eigene Sammlung)

Covertext

ONCE I HAD A SWEETHEART: „Einst hatte ich einen Liebsten. Jetzt habe ich niemand. Er hat mich verlassen. Ich kann nur klagen und trauern.“
Joan Baez singt hier ein altes bittersüßes „Lament“ oder Klagelied.

JACKAROE: In dieser alten englischen Ballade wird von einem Mädchen erzählt, das sich Jackaroe nannte und als Mann verkleidet auf einem Schiff anheuert, um bei seinem Seemannsliebsten zu sein. Es findet ihn schwerverwundet, bringt ihn zum Arzt, der heilt ihn, sie heiraten und beide werden glücklich. „Also warum nicht auch du und ich?“ endet das Lied.

DON’T THINK TWICE, IT’S ALL RIGHT: Der junge Dichter-Komponist und Sänger Bob Dylan schrieb dieses bitterböse Abschiedslied. „Brauchst mich nicht mehr zu rufen, ich bin schon zu weit … Ich gab ihr mein Herz, sie verlangte meine Seele … Es ist nur schade um die vergeudete Zeit – aber überlege es nicht noch einmal, Baby, es ist schon gut.“

WE SHALL OVERCOME: „Wir werden überwinden, triumphieren!“ Einst ein altes Negro-Spiritual, wurde das Lied, das neue Worte, neue Strophen erhielt, zur unumstrittenen Kampfhymne der Negerbefreiungsbewegung in den USA. „Wir werden überwinden. / Eines Tages gehen wir Hand in Hand. / Wir werden in Frieden leben. / Wir haben keine Angst. Tief in meinem Herzen glaube ich daran, daß wir eines Tages triumphieren werden.“
Mit Joan Baez singen hier farbige Studenten des Miles College in Alabama, im Süden der USA!

PORTLAND TOWN: Das Lied wurde 1957 von Derroll Adams geschrieben. „Ich wurde in Portland Stadt geboren, ja, ich wurde… Ich heiratete in Portland Stadt, hatte drei Kinder, ja, ich hatte. Alle drei wurden in den Krieg geschickt, jetzt habe ich keine Kinder mehr, nein, keine mehr.“

QUEEN OF HEARTS: „Herz-Dame
„Viele junge Männer gibt es, aber wenige zum Lieben. Wenn mein Liebster mich verläßt was soll ich dann tun?“

MANHA DE CARNAVAL: (in portugiesischer Sprache)
Der brasilianische Gitarrist Luiz Bonfá hatte dieses Lied über den Karnevalsmorgen in Rio de Janeiro für den Film „Der schwarze Orpheus“ komponiert.

TE ADOR: „Ich liebe dich“ – Dieses brasilianische Liebeslied schließt an MANHA DE CARNAVAL an.

LONG BLACK VEIL: (amerikanische Ballade)
Ein Mann wird ermordet, ein junger Mann der Tat verdächtigt. Kann er für die Zeit, in der der Mord geschah, ein Alibi erbringen, läßt man ihn frei. Aber er war in den Armen der Frau seines besten Freundes: Er schweigt und wird hingerichtet. Die Frau geht des Nachts an sein Grab und trägt dann einen „langen schwarzen Schleier“.

RAILROAD BILL: Dem belanglosen, ein bißchen spöttelnden Liedchen vom Eisenbahn-Willi, der oben auf dem Eisenbahn-Hügel wohnt, nie arbeitet und es auch nie tun wird, begegnet man oft als Kinderlied.

RAMBLER-GAMBLER: Ein wandernder Glücksspieler, im vorigen Jahrhundert durchaus kein außergewöhnlicher Typ, klagt in diesem Lied über sein Los: über die dunkle Nacht, sein Heim-weh und seine unerfüllt gebliebene Liebe.

FENNARIO: In dieser alten englischen Ballade wird von einem Hauptmann erzählt, der sich in Pretty Peggy verliebt, und von der Rache, die ihr der verschmähte Liebhaber schwört. Der Ort, an dem sich dies zutrug, heißt Fennario.

‚NU BELLO CARDILLO: (in portugiesischer Sprache)
Ein Mann schickt ein hübsches Vögelchen als Boten zu seiner Liebsten. „Wenn sie schläft, wecke sie nicht. Wenn sie – einer Rose gleich – auf dem Balkon steht, störe sie nicht. Aber ist sie mit einem anderen zusammen: Hier ist ein Messer – bring mir ihr Herz.“

THREE FISHERS: Dieses noch junge Lied erzählt von drei Fischern, die jeden Tag aufs Meer hinausfahren, während ihre Frauen auf sie warten: „Die Männer müssen arbeiten und die Frauen so oft trauern. Der Lohn ist karg, und viele sind zu ernähren.“ Nach einem Sturm kehrte keiner der drei wieder zurück.

HUSH LITTLE BABY: (Wiegenlied aus dem Süden der USA)
Pst, kleines Baby, sag kein Wort. Vati kauft dir eine Spottdrossel. Wenn sie nicht singt, kauft er dir einen Spiegel, und wenn der zerbricht, kauft Vati dir einen Ziegenbock mit einer Karre. Wenn sie der Ziegenbock nicht ziehen will, schenkt Vati dir einen Hund, wenn der nicht bellt, ein Pferd mit einem Wagen. Wenn das Pferdchen den Wagen nicht ziehen will, ist es auch nicht so schlimm. Denn du bist und bleibst doch das süßeste Baby der ganzen Stadt.“

BATTLE HYMN OF THE REPUBLIC: Die Hymne war zunächst ein religiöses Lied, das in den Südstaaten entstanden war. Später, nach dem gescheiterten Aufstand John Browns gegen die Sklaverei (1859) und nach seiner Hinrichtung in Virginia, wurde es – mit einem neuen Text („John Brown’s Body“) – von Tausenden gesungen. 1861 hörte Julia Ward Howe das Lied von Soldaten, die gegen die Sklavenhalter des Südens in den Bürgerkrieg zogen. Sie verfaßte ebenfalls einen neuen Text, ein religiöses aber ausdrucksstarkes Freiheitslied, das zur Hymne der gegen die Sklaverei kämpfenden Truppen der Nordstaaten wurde – die „Kampfhymne der Republik„.

Ihren Namen spricht man etwa Dschohn Bei-es. Geboren wurde sie 1941 in Staten Island – einem Stadtteil von New York.

Klein ist sie, ja, beinahe schmächtig, möchte man sagen, und die lang wallenden dunklen Haare und ihre oft schlichte Kleidung unterstreichen ihre Zartheit noch. Sie wurde schon früh berühmt: Im Sommer 1959 – 18jährig – sang sie während des großen Volksliedfestivals in Newport, Rhode Island. Ihre feine klare Stimme mit dem so typischen Vibrato (sie soll es mit dem Finger auf dem Adamsapfel vor dem Spiegel geübt haben) und auch ihr offenes, freundliches Wesen machten sie gleich populär, und schon ihre erste Langspielplatte Ende 1960 war ein großer Erfolg.

Sie betrat die Szene natürlich gerade im richtigen Moment. Die Volksmusik, lange nur einigen Gelehrten und kleinen Kreisen fortschrittlicher Volkssänger interessant, erfreute sich seit 1950 in den USA immer größerer Beliebtheit. Viele alte Volkslieder und auch neue wurden nun gesungen und sogar von der Schlagerindustrie „entdeckt“ und popularisiert. Begeistert waren vor allem die Oberschüler und Studenten, und besonders für diese jungen Menschen wurde Joan Baez zur „Königin der Volkssängerinnen“.

Joan Baez singt viele alte Volkslieder: aus dem alten England und aus Schottland, aus den südlichen Bergen der USA, aus Mexiko und Brasilien. Aber sie singt auch Lieder, die mit der Volksmusik der USA zwar eng verbunden sind, aber doch eine eigene Gattung bilden: die „Protestlieder“, Lieder gegen den Krieg und gegen die Rassendiskriminierung. Und Joan Baez singt sie nicht nur im Saal. Sie nahm an zahllosen Demonstrationen teil. Sie sang in Selma, Alabama, für die Rechte der Neger, vor dem Weißen Haus für den Frieden in Vietnam, auf Londons Trafalgar Square und bei den Ostermärschen im Ruhrgebiet. Immer lieh sie ihre Stimme und ihre Kraft der Sache, an die sie glaubt. Ihre Philosophie ist übrigens an die Theorie Mahatma Gandhis vom gewaltlosen Widerstand angelehnt. So zahlt sie beispielsweise der USA-Regierung 60 % ihrer Steuern nicht, weil 60 % des Staatshaushaltes für Kriegszwecke verwendet werden. Washington staunte, schluckte und pfändete dann den Fehlbetrag plus Strafgeld aus ihrem (nicht kleinen) Bankkonto: Freiwillig zahlt Joan Baez nicht für den Krieg.

Viktor Grossmann

Titelliste

A1 – ONCE I HAD A SWEETHEART
– Volkslied –

A2 – JACKAROE
– Volkslied –

A3 – DON’T THINK TWICE, IT’S ALL RIGHT
– Bob Dylan / Bob Dylan –

A4 – WE SHALL OVERCOME
– Horton / Hamilton / Carawan / Seeger –

A5 – PORTLAND TOWN
– Adams / Adams –

A6 – QUEEN OF HEARTS
– Volkslied –

A7 – MANHA DE CARNAVAL
– Maria / Bonfa –

A8 – TE ADOR
– Volkslied –

B1 – LONG BLACK VEIL
– Wilken / Dill –

B2 – RAILROAD BILL
– Volkslied –

B3 – RAMBLER-GAMBLER
– Volkslied –

B4 – FENNARIO
– Volkslied –

B5 – ‚NU BELLO CARDILLO
– Volkslied –

B6 – THREE FISHERS
– Kingsley / Hullah –

B7 – HUSH LITTLE BABY
– Volkslied –

B8 – BATTLE HYMN OF THE REPUBLIC
– Volkslied / Julia W. Howe –

A Vanguard Recording

Gestaltung: H. Klein
Foto: Vanguard Records

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