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The Dutch Swing College Band (1976)

AMIGA 8 55 495
(1 Exemplar – eigene Sammlung)

Covertext

Einige junge Jazz-Enthusiasten gründeten nach der Befreiung Hollands von faschistischer Okkupation durch Nazi-Deutschland im Winter 1944/45 in Den Haag einen Jazz-Club. In Form von Lehrveranstaltungen (College) wurden im Club Kenntnisse über den Jazz (der als SWING höchste Popularität besaß) vermittelt, woraus sich der Name DUTCH SWING COLLEGE (Holländische Swing Schule) ableitete. Darüber hinaus formierten einige der Aktiven, u. a. der Flugzeugmotoren-Ingenieur Peter Schilperoort, eine Amateur-Jazzband. Diese stellte sich am 4. Mai 1945 unter dem Namen „The Orchestra Of The Dutch Swing College“ erstmals der Öffentlichkeit vor. Die zunächst von Frans Vink geleitete Quartettbesetzung orientierte sich hauptsächlich am Goodman-Stil, später, nach Vergrößerung der Besetzung, auch an Ellington’schen Strukturen. Erst 1946, nachdem Frans Vink aus beruflichen Gründen die Band verlassen und dafür Peter Schilperoort die Leitung übernommen hatte, setzte die generelle Ausrichtung zum New-Orleans-Jazz (Dixiland) ein, der in Europa überhaupt erst nach 1945 populär zu werden begann. Die nunmehr in DUTCH SWING CELLEGE BAND umbenannte Amateurgruppe arbeitete mit derartigem Fleiß und Elan an ihrer künstlerischen Vervollkommnung, daß sie bereits 1946 erstmals beim Niederländischen Rundfunk auftreten konnte und außerdem im gleichen Jahr anläßlich eines internationalen Jazzwettbewerbes in Brüssel den Hauptpreis sowie vier weitere Zusatzpreise erwarb. Die Dutch Swing College Band erlangte als erste europäische Amateur-Jazzformation internationalen Ruf, was ihr u. a. 1949 ein Engagement nach London einbrachte, wo sie mit ausgesprochen sensationellem Erfolg agierte und der sich gerade entwickelnden englichen Trad-Szene (Ball, Barber, Bilk & Co. waren noch fleißig beim Üben) einen starken Impuls vermittelte. Seit ihrer Hinwendung zum traditionellen Jazz demonstriert die Dutch Swing College Band eine deutliche Betonung der weißen Chicago-Jazz-Stilistik der zwanziger Jahre (Bix Beiderbecke, Bud Freeman, Eddie Condon, Adrian Rollini, Frank Trumbauer u. a.), woraus auch ihre Besonderheit des vierstimmigen Bläsersatzes sowie die Profilierung des Repertoires resultieren.

Nationale und internationale Tourneen, Schallplattenaufnahmen, Rundfunk- und Fernsehauftritte und nicht zuletzt eine zeitweilige enge Zusammenarbeit mit den berühmten New Orleans-Klarinettisten Sidney Bechet und Albert Nicholas festigten kontinuierlich den Ruf der Dutch Swing College Band und ließen ihre Erfolgskurve unentwegt steigen. Daß 1959 der Wechsel vom Amateur-Jazz zum Professionellen erfolgte, war im Grunde genommen logische Konsequenz, die von der Fachwelt längst erwartet worden war. Mit dem Status-Wechsel gingen erstmals auch personelle Veränderungen vor sich; seitdem blieb auch der Platz des Pianisten unbesetzt, wodurch sich eine neue Sound-Charakteristik ergab. Seit dem Eintritt in das Berufslager fanden die sprichwörtliche Dutch Swing College-Musizierperfektion, die ausgefeilte Stilistik und swingende Eleganz weitere Vertiefung, verknüpft mit einer deutlichen Erweiterung des stilistischen Spektrums bis hin zum modernen Swing-Dixieland und Mainstream-Jazz. Die Band gelangte zu Weltruf, gestützt auf alljährlich ausgedehnte Tourneen, die bis nach Lateinamerika, Afrika, Australien und Malaysia führten, ganz abgesehen davon, daß sie für den holländischen Amateur-Jazz den generellen (vielkopierten) Maßstab gesetzt hat. Eine 1970 gegründete, vom Konzern-Management unabhängige Dutch Swing College-Schallplattenproduktionsgesellschaft und die seitdem praktizierte Zusammenarbeit mit so namhaften Solisten wie Joe Venuti, Teddy Wilson, Jimmy Witherspoon, Billy Butterfield und Bud Freeman setzten der ungewöhnlichen Erfolgsstatistik der heute ältesten Dixieland-Band Europas weitere Akzente.

Zu den wesentlichsten Solisten der langjährigen Entwicklung zählen neben dem Arrangeur und vielseitigen Instrumentalisten (cl, ss, ts, bars, p) Peter Schilperoort: Kees van Dorsser, Wybe Buma, Ray Kaart (tp); Oscar Klein, Bert de Kort (co); Wim Kolstes, Dick Kaart (tb); Dim Kesber, Jan Morks (cl); Bob Kaper (cl, as, arr); Joop Schrier (p); Arie Ligthart (bj); Bob van Oven, Henk Bosch van Drakenstein (b) und Huub Janssen (dr). Mit Bob Kaper, H. B. v. Drakenstein und Huub Janssen entwickelte die Dutch Swing College Band seit 1970 ihr bislang überzeugendstes „modern“ Swing-Profil. Auch die Konzertbesucher in der DDR wissen ihre Musik zu schätzen, wo die Dutch Swing College Band 1975 – im Jahre ihres dreißig-jährigen Bestehens! – bereits zum fünften Male auf Tournee weilte.

Die hiermit vorliegende, von Peter Schilperoort anläßlich des 25jährigen Dutch Swing College-Jubiläums zusammengestellte Schallplatte gibt mit 14 Aufnahmen aus den Jahren 1956 – 1968 einen informativen akustischen Eindruck von der für die Band so ereignis- und erfolgreich verlaufenen Entwicklungsetappe, obgleich auf Grund von Besetzungsschwierigkeiten der für den charakteristischen Sound der Band maßgebliche vierstimmige Bläsersatz nicht voll in Aktion treten konnte. Doch ungeachtet dessen ist der typische, unverkennbare Dutch Swing College-Stil stets gegenwärtig.

Karlheinz Drechsel (1976)

Titelliste

A1 – Kansas City Stomp – 3:26
Komposition: Jelly Roll Morton
Wybe Buma (tp), Wim Kolstee (tb), Dim Kesber, Jan Morks (cl), Joop Schrier (p), Arie Ligthart (bj), Bob van Oven (b), André Westendorp (dr)
rec. 6. 12. 1956, Rotterdam

A2 – Squeeze Me –   50 [Druckfehler, vermutlich 4:50]
Komposition: C. Williams / Waller
Wybe Buma (tp), Wim Kolstee (tb), Jan Morks (cl), Joop Schrier (p), Arie Ligthart (g), Bob van Oven (b), Martin Beenen (dr)
rec. 2. 4. 1958, „Concertgebouw”, Amsterdam

A3 – Tennessee Waltz Rock – 3:00
Komposition: R. Stewart
Wybe Buma (tp), Dick Kaart (tb), Dim Kesber (ss), Joop Schrier (p), Arie Ligthart (bj), Bob van Oven (b), Martin Beenen (dr)
rec. 17. 11. 1959, Hilversum

A4 – Tiger Rag – 3:05
Komposition: D. J. La Rocca
Peter Schilperoort (cl, bars), Oscar Klein (co), Dick Kaart (tb), Jan Morks (cl), Arie Ligthart (bj), Bob van Oven (b), Martin Beenen (dr)
rec. 24. 12. 1959, Hilversum

A5 – Please Don’t Talk About Me When I’m Gone – 4:09
Komposition: S. Stept / S. Clare
wie zuvor, Peter Schilperoort (bars)
rec. 27. 4. 1960, Eindhoven

A6 – Fidgety Feet – 4:42
Komposition: D. La Rocca / L. Shields
wie zuvor
rec. 9. 6. 1960, Hilversum

A7 – I Wish I Could Shimmy Like My Sister Kate
Komposition: A. J. Piron
wie zuvor
rec. 30. 12. 1960, Hilversum

B1 – Big Butter And Egg Man – 2:37
Komposition: Venable / L. Armstrong
Peter Schilperoort (cl), Oscar Klein (tp), Dick Kaart (tb), Arie Ligthart (bj), Bob van Oven (b), Louis de Lussanet (dr)
rec. 22. 6. 1961, Hilversum

B2 – Blues For Soprano – 3:13
Komposition: P. Schilperoort
wie zuvor, Peter Schilperoort (ss), Arie Ligthart (g)
rec. 24. 5. 1961, Hilversum

B3 – Brazil – 2:07
Komposition: A. Barroso
Peter Schilperoort (ss), Ray Kaart (tp), Dick Kaart (tb), Ferry Wieneke (p), Arie Ligthart (cavaquinho, ukulele), Bob van Oven (b), Louis de Lussanet (dr), Wim van der Beek (pandeira, tambourine)
rec. 20. 3. 1963, Den Haag

B4 – The Last Time – 4:27
Komposition: Ewing / Martin
Peter Schilperoort (cl), Oscar Klein (tp), Dick Kaart (tb), Arie Ligthart (bj), Bob van Oven (b), Louis de Lussanet (dr)
rec. 27. 1. 1962, Berlin (West)

B5 – Clarinet Marmelade – 3:40
Komposition: Shields / Ragas
Peter Schilperoort (cl), Ray Kaart (tp), Dick Kaart (tb), Arie Ligthart (bj), Koos Serierse (b), Louis de Lussanet (dr)
rec. 24. 3. 1965, Den Haag

B6 – Cornet Chop Suey – 3:20
Komposition: L. Armstrong
Peter Schilperoort (cl, bars), Ray Kaart (tp), Dick Kaart (tb, b-horn), Arie Ligthart (bj), Bob van Oven (b), Peter Ypma (dr)
rec. 27. 1. 1966, Den Haag

B7 – Story Stomp – 2:53
Komposition: Peter Schilperoort
Peter Schilperoort (cl), Bert de Kort (co), Dick Kaart (tb), Arie Ligthart (g), Chris Smildiger (b), Huub Janssen (dr)
rec. 7. 6. 1968, Hilversum

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